purzelbaum
unsere besten emails

Satclub-Thueringen

RSS feed for this site
Registrierung Suche Zur Startseite

Satclub-Thueringen » Allgemeines » FUN » Verkehrte Netzwelt: Die Facebook-Falle - "Social Wendy" » Hallo Gast [[Anmelden]|Registrieren]
Letzter Beitrag | Erster ungelesener Beitrag Druckvorschau | An Freund senden | Thema zu Favoriten hinzufügen
Neues Thema erstellen Antwort erstellen
Zum Ende der Seite springen Verkehrte Netzwelt: Die Facebook-Falle - "Social Wendy"
Autor
Beitrag « Vorheriges Thema | Nächstes Thema »

Whitebird   Zeige Whitebird auf Karte Whitebird ist männlich Steckbrief
Kaiser


images/avatars/avatar-299.gif

Dabei seit: 31.03.2009
Beiträge: 1.262
Herkunft: Aus dem Nichts, Nordsee/Ecke Ossiland!!!




Verkehrte Netzwelt: Die Facebook-Falle - "Social Wendy" Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Verkehrte Netzwelt: Die Facebook-Falle - "Social Wendy"
Mehmet Toprak 07.05.2011 10:28 Uhr

Wendelin Weyer war schon deutlich über 50, aber eine gewisse Bosheit hatte er sich erhalten. Als Leiter der Personalabteilung eines mittelständischen Software-Unternehmens konnte eine Prise Bösartigkeit nicht schaden, so glaubte er. "Bosheit hält jung", pflegte er schmunzelnd hinzuzufügen. Vor zwei Jahren hatte man die Personalabteilung in "Human Resources" umbenannt und Weyer trug seitdem den Titel "Senior President Human Resources and Chief of Diversity Management, Central Europe". Mit diesem Job-Titel gehörte Wendelin Weyer noch lange nicht zum alten Eisen.


Wendelin Weyer ist auf Facebook

Folgerichtig fand Wendelin Weyer, dass es an der Zeit sei, sich auf Facebook einen Account einzurichten und dort die externe Kommunikation seines coolen Software-Unternehmens - man war im Computerspiele-Business - noch weiter zu optimieren. Auf Facebook konnte er direkten, persönlichen Kontakt zu Kunden schaffen. Er nannte das in seinem etwas speziellen Humor "Neue Dödel generieren". Praktisch war außerdem, dass er sich - nebenher und unter der Hand - die Facebook-Seiten potenzieller Bewerber ansehen konnte.

Auch Twitter hatte es ihm angetan. Man sah ihn oft mit Smartphone und wichtiger Miene durch die Gänge hasten, vermutlich gerade eine Twitter-Message absetzend. "Gerade raus dem Meeting mit dem Creative Director. Das nächste Spiel wird 3D. Hammer. Ciao W."

Sein Eifer im Web 2.0 verschaffte ihm bei Kollegen den heimlichen Spitznamen "Social Wendelin", später verkürzt zu "Social Wendy" oder "Wendy Zwei-Null". Die Kollegen mochten ihn nicht besonders, denn in der Finanzkrise war es auch in diesem Betrieb nicht ohne Entlassungen abgegangen, und Weyer schienen solche "Freistellungs-Gespräche" nicht wirklich etwas auszumachen.


Wendelin Weyer hat viele Freunde

Auf Facebook hatte "Social Wendelin" schnell eine Menge Freunde generiert. Vor allem, nachdem er in einer Statusmeldung die Bemerkung fallenlassen hatte, dass die Entwickler in seiner Firma derzeit einen Super-Job machten und man etwas richtig "heißes in der Pfanne" habe. Mehr durfte der smarte Topmanager natürlich nicht preisgeben, aber den ein oder anderen Hinweis auf "krasse neue 3D-Sachen" konnte er sich doch nicht verkneifen.

Bei der Sichtung der eingegangenen Bewerbungen waren Facebook oder Google das bevorzugte Recherche-Tool des Human Resources-Spezialisten. Fast kein Tag verging, ohne dass er den Namen irgendeines Bewerbers in Google eingab. Nur, um mal zu sehen, was die Suchmaschine so alles ausspuckte.


Der geschmeidige Blender

Nicht immer hatte er dabei ein glückliches Händchen. So hatte ein Bewerber, ein junger Mann von 25 Jahren - ausweislich des Facebook-Profils passionierter Nichtraucher, Badminton-Spieler, drei Sprachen fließend, Flash-Programmierer, Mineralwasser-Trinker und immer schon ein Fan der Firma - schon nach zehn Minuten Vorstellungsgespräch die Zusage für einen Job im Vertrieb. Unter den Mitarbeitern galt der Weyer-Schützling aber schon bald als geschmeidiger Blender. Zu allem fähig war er, nur nicht zur Arbeit.

Nach Ablauf der Probezeit änderte sich schrittweise das Facebook-Profil des neuen Kollegen und ließ Facetten seiner Persönlichkeit erkennen, die beim Vorstellungsgespräch so noch nicht erkennbar gewesen waren. Der Neue ließ Motivation und Produktivität der Vertriebs-Abteilung innerhalb weniger Monate um gefühlte 90 Prozentpunkte sinken.

Da wurde auch die Geschäftsführung auf den Umstand aufmerksam, dass "Social Wendy" nicht immer ein glückliches Händchen bei der Auswahl seiner Mitarbeiter hatte.


Prekäre Fotos in Facebook

Weyer konnte wie bereits erwähnt einen gewissen Zug zur Boshaftigkeit nie unterdrücken. Wenn er von einem Bewerber "prekäre Fotos " im Web gefunden hatte, dann druckte er sich die gern mal aus. Aus purer Bosheit pflegte er Bewerber einzuladen, die zwar für die ausgeschriebene Stelle gar nicht in Frage kamen, von denen er aber schöne Fotos auf Facebook entdeckt hatte. Wenn er dann in seinem Eckbüro einen solchen Pechvogel erwartete, zitterte er geradezu vor Freude. Er lud die Kandidaten immer nachmittags gegen 15 Uhr ein, dann kam das Sonnenlicht von hinten und schien dem Bewerber ins Gesicht, während Weyers Gesichtszüge im Gegenlicht schwer zu erkennen waren.


Wodka Bull und Schürzenjäger

Nach einem genüsslich in die Länge gezogenen Small Talk - "Wo haben Sie bisher gearbeitet?", "Wie sind Sie auf uns aufmerksam geworden?" - leitete Weyer seinen Angriff regelmäßig mit folgender Frage ein: "Was würden Sie als Ihre Stärken bezeichnen?". Hatte der arme Tropf dann Vorzüge wie Ehrgeiz, Sorgfalt oder Teamfähigkeit aufgezählt, zog Weyer ein Foto aus seinen Unterlagen hervor, schob es über den Tisch und tippte mit dem Finger darauf: "Gehört das hier auch zu Ihren Stärken?" Das Foto zeigte den Bewerber rotgesichtig und angetrunken, mit einer Flasche Wodka in der Hand oder zusammengesackt auf einer Couch oder bei einer wilden Knutscherei. Ein Bild, das zu fortgeschrittener Stunde einer Party geknipst worden waren und den Kandidaten als exzessiven Alkohol-Konsumenten und Schürzenjäger erscheinen ließen.

Der Geschäftsführer war bei diesen Gesprächen auch anwesend. Er hielt die Methoden seines Personalchefs für legitim, wenngleich ihm dabei mitunter etwas unbehaglich zu Mute war.

Wendelin Weyer dagegen machten diese Gespräche große Freude und er erzählte bei Mittagstisch gern davon, wie er wieder "einen dieser Wodka-Bull-Jünglinge, der unseren Laden garantiert in zwei Monaten zu Grunde gerichtet hätte, rechtzeitig auf die Schliche gekommen" war.

Dass er selbst dem spätabendlichen Feiern in weiblicher Gesellschaft nicht abgeneigt war, sagte Wendelin Weyer nicht. Ist ja auch nichts Schlimmes.


Herr Weyer tappt in die Facebook-Falle

Eines Tages kam wieder ein junger Mann, dem "Social Wendy" eine Opferrolle zugedacht hatte. Der Mann hatte sich für die Stelle als Assistent Developer beworben und saß nun in gespannter Erwartung vor Weyer und dem Firmenchef. Weyer hatte ein Party-Foto vorbereitet. Das Bild war vom Fotografen eines schicken Nobelclubs gemacht, dann auf die Webseite des Clubs gestellt worden, worauf es irgendjemand in Facebook kopiert hatte.

Wendelin Weyer zitterte wieder vor boshafter Vorfreude und machte den üblichen, genüsslich ausgedehnten Small Talk vor dem Vernichtungsschlag. Dann holte er das Foto raus. "Gehört das hier etwa auch zu Ihren Stärken?" Der Kandidat betrachtete das Bild mit höflichem Interesse, schwieg für einen Moment und zog dann selbst ein Foto aus der Sakko-Tasche. Darauf war Wendelin Weyer zu sehen. "Kennt Ihr Chef eigentlich dieses Foto?", fragte der junge Bewerber mit harmloser Stimme. Der Chef kannte es nicht und betrachtete es jetzt recht eingehend. Das Bild zeigte Herrn Weyer auf derselben Party, auf der auch das Foto vom Bewerber gemacht worden war. "Social Wendy" war zum ersten Mal in seiner Karriere sprachlos.


Herr Weyer ist nicht mehr auf Facebook

Der Geschäftsführer mochte das Bild nicht besonders und bat Herrn Weyer anschließend zum Gespräch. Er wunderte sich auch darüber, dass die Konkurrenz in letzter Zeit mit der gleichen 3D-Technik warb wie sein Unternehmen. So kam er nicht umhin, sich den Facebook-Auftritt seines kommunikativen Personalchefs genauer anzusehen.

Wendelin Weyer ist heute Mitte Fünfzig und arbeitet immer noch bei dem coolen Software-Unternehmen. Die Kollegen mögen ihn. Sein Job-Titel lautet "Executive Vice President Facility Management, Central Werningerode". Auch ein schöner Job.

Einen Facebook-Account hat er nicht mehr ...


Q: netzwelt.de

__________________
Grüße von Whitebird
08.05.2011 01:17 Whitebird ist online E-Mail an Whitebird senden Beiträge von Whitebird suchen Nehmen Sie Whitebird in Ihre Freundesliste auf Fügen Sie Whitebird in Ihre Kontaktliste ein

Neues Thema erstellen Antwort erstellen
Satclub-Thueringen » Allgemeines » FUN » Verkehrte Netzwelt: Die Facebook-Falle - "Social Wendy" Baumstruktur | Brettstruktur

Views heute: 139.303 | Views gestern: 217.685 | Views gesamt: 293.603.921


Satclub Thüringen seit 01.07.1992 = Online seit Tage

  Forensoftware: Burning Board 2.3.6, entwickelt von WoltLab GmbH .: Impressum :.