EU plant 2-Euro-Gebühr für China-Päckchen

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EU plant 2-Euro-Gebühr für China-Päckchen
Die EU will die Kontrollkosten auf Onlinehändler umlegen und plant einen Aufschlag von 2 Euro bei Billigprodukten. Die Maßnahme richtet sich gegen China.

Andreas Donath
21. Mai 2025, 9:30 Uhr


Die EU-Kommission hat weitreichende Pläne vorgestellt, um den Paketfluss aus China zu regulieren: Jedes Kleinpaket, das direkt an europäische Verbraucher geliefert wird, soll künftig mit einer 2-Euro-Gebühr belegt werden. Bei Lieferungen an Zwischenlager würden dagegen nur 50 Cent fällig. Das schlägt Handelskommissar Maros Sefcovic vor, berichtet die Financial Times.

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Über 90 Prozent aller in die EU importierten Pakete stammen aus China. Dies stellt laut Sefcovic eine "völlig neue Herausforderung" für die Behörden dar, die diese Flut überwachen sollen. Aus China werden jedes Jahr 4,6 Milliarden Sendungen direkt in europäische Haushalte geliefert. Besonders betroffen sind die Niederlande und Belgien als logistische Drehscheiben der EU – beide Länder verzeichneten im vergangenen Jahr jeweils mehr als eine Milliarde Pakete.

Wichtig ist dem Kommissar die Klarstellung: "Dies ist keine Steuer, sondern eine Kompensation für die Kosten", welche die Plattformen eigentlich tragen sollten. Die Gebühr soll die enormen Aufwendungen für Zollkontrollen abfedern, die durch den Boom günstiger Onlinehändler entstanden sind.


Temu und Shein im Visier

Die vorgeschlagene Gebühr könnte das Geschäftsmodell von Plattformen wie Temu und Shein erheblich beeinflussen. Beide Unternehmen haben ihren Erfolg darauf aufgebaut, chinesische Hersteller direkt mit Verbrauchern zu verbinden und so Kosten zu senken.

Temu, bekannt für preiswerte Haushaltswaren von Elektronik bis zu Spielzeug, stoppte bereits Direktlieferungen günstiger Artikel aus China an US-Verbraucher – nach Handelseinschränkungen durch Präsident Trump. Auch der Fast-Fashion-Riese Shein kündigte an, seine geplante Londoner Börsennotierung zu verschieben, während das Unternehmen sein US-Geschäftsmodell umstrukturiert.


Parallel zu US-Maßnahmen

Der EU-Vorstoß ähnelt den Bemühungen in den USA, günstige Importe zu regulieren. Präsident Trump schaffte im Februar zunächst die De-minimis-Ausnahmeregelung ab, die Sendungen unter 800 Dollar von Zöllen und Formalitäten befreite. Nach einer kurzzeitigen Rücknahme gilt die Regel seit dem 2. Mai.


Teil einer größeren Reform

Die europäischen Pläne gehen über die reine Gebühr hinaus: Sie sind Teil einer umfassenden Überarbeitung der Zollvorschriften zur Stärkung der Kontrollen und besseren Koordination im Binnenmarkt. Die Reform würde auch die EU-eigene De-minimis-Ausnahme für Pakete unter 150 Euro abschaffen. Onlineverkäufer müssten sich erstmals für die Mehrwertsteuer registrieren und für die Qualität der Waren haften.

Anna Cavazzini, deutsche Grünen-Abgeordnete und Vorsitzende des Binnenmarktausschusses im EU-Parlament, befürwortet laut Financial Times die Initiative. Sie erklärte, dass die Maßnahme Verkäufer dazu bewegen werde, wieder verstärkt auf Lagerhaltung zu setzen, was die Zollkontrollen erheblich vereinfachen könnte, da Stichproben aus größeren Lieferungen einfacher zu überprüfen seien als einzelne Artikel.

quelle: golem.de