Facebook soll Zensursystem für China entwickelt haben

Whitebird
Facebook soll Zensursystem für China entwickelt haben
Meta soll vor zehn Jahren zahlreiche Zensurmaßnahmen entwickelt haben, um Facebook wieder nach China zu bringen – berichtet eine Whistleblowerin.

Tobias Költzsch
10. März 2025, 12:15 Uhr


Eine Whistleblowerin hat bei der US-Börsenaufsicht SEC eine Beschwerde eingereicht, in der sie Metas Versuche beschreibt, Facebook mithilfe eines selbst entwickelten Zensursystems für die Behörden wieder in China auf den Markt zu bringen. Die Washington Post konnte die Beschwerde der ehemaligen Mitarbeiterin Sarah Wynn-Williams, ebenso die internen Memos von Meta, die die Vorwürfe unterstützen sollen.

Die Bemühungen sollen ab 2014 begonnen haben. Ab 2019, während Donald Trumps erster Amtszeit, nahm Meta-Chef Mark Zuckerberg eine China-kritische Haltung ein. Wynn-Williams zufolge soll der Kurs des Firmenchefs in den Jahren zuvor aber komplett konträr dazu gewesen sein.

So soll Meta, das damals noch Facebook hieß, dazu bereit gewesen sein, zahlreiche Zugeständnisse an die chinesische Führung zu machen. Diese solle mit den eigentlichen Positionen Metas bezüglich des Datenschutzes der Nutzer nicht viel zu tun gehabt haben. So bot Meta beispielsweise an, die Daten der chinesischen Nutzer auf Servern in China zu hosten – inklusive der Nutzer aus Hongkong. Intern wurden die China-Avancen "Project Aldrin" genannt, nach dem Astronauten Buzz Aldrin, der die erste Mondfähre gelandet hat.


Zensursystem und Oberaufseher mit Kill-Switch

Im Jahr 2015 soll Meta ein Zensursystem programmiert haben, das automatisch Inhalte entfernt, die von den chinesischen Behörden nicht zugelassen waren. Außerdem sollte eine Art Oberaufseher eingerichtet werden, der alle Inhalte einsehen und löschen hätte können. Die Person hätte zudem Facebook auch komplett deaktivieren können, so der Whistleblower-Report.

Meta soll von den chinesischen Behörden stark unter Druck gesetzt worden sein, wie der Beschwerde beigefügte Memos zeigen sollen. 2017 soll Meta das Facebook-Konto des in den USA lebenden chinesischen Dissidenten Guo Wengui gesperrt haben, nachdem China erklärt hatte, dass dies "beiderseitigen Interessen" diene.

Meta-Sprecher Andy Stone bezeichnet es als "kein Geheimnis", dass Meta am Geschäft in China interessiert gewesen sei. Letztlich habe man sich aber dafür entschieden, die Bemühungen nicht weiterzuverfolgen. Der Whistleblower-Report stamme von einer Angestellten, die 2017 aufgrund schlechter Leistungen entlassen wurde, erklärt Stone Gizmodo zufolge.

quelle: golem.de