Dutzende Hochschulen wollen ihre X-Konten stilllegen

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Dutzende Hochschulen wollen ihre X-Konten stilllegen
Mit der Abkehr von X wollen mehr als 60 Hochschulen ein Zeichen für eine faktenbasierte Kommunikation und gegen antidemokratische Kräfte setzen.

Ingo Pakalski/dpa
10. Januar 2025, 11:15 Uhr

Auf Twitter sollte der Hochschuldiskurs in die Gesellschaft getragen werden. Mittlerweile heißt die Plattform X und dort herrschen Hass und Hetze. Für viele Hochschulen ein Grund, der Plattform den Rücken zu kehren.

Mehr als 60 Hochschulen und Forschungsinstitute deutschlandweit legen ihre Konten auf der Plattform X still.

Die aktuelle Ausrichtung der Plattform sei nicht vereinbar mit den Grundwerten der beteiligten Institutionen wie Weltoffenheit, Transparenz und demokratischer Diskurs, hieß es in einer gemeinsamen Pressemitteilung, die der Deutschen Presse-Agentur (dpa) vorliegt.


Hochschulen stellen sich gegen antidemokratische Kräfte

Die jüngsten Veränderungen auf X von der algorithmischen Verstärkung rechtspopulistischer Inhalte bis zur Einschränkung der Reichweite seien für die Organisationen unvertretbar. "Die Werte, die Vielfalt, Freiheit und Wissenschaft fördern, sind auf der Plattform nicht mehr gegeben."

Der gemeinsame Austritt der Forschungsstellen solle ein Zeichen "für eine faktenbasierte Kommunikation und gegen antidemokratische Kräfte" setzen.

Die Pressemitteilung wurde von der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf über den Informationsdienst der Wissenschaft veröffentlicht. Es handelt sich explizit nicht um eine Aktion des Bundesverbands der Hochschulkommunikation, wie betont wurde. Dieser verhalte sich neutral.


Immer mehr Hochschulen beteiligen sich

Die Entscheidung betreffe ausschließlich die X-Konten, und nicht die Kommunikation über andere Social-Media-Kanäle. Der Initiator der Aktion, Achim Zolke, Leiter der Stabsstelle Presse und Kommunikation an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, erklärte der dpa, dass sich bisher 63 Hochschulen der Aktion angeschlossen hätten. Ständig würden es mehr, allein in einer Stunde kamen sieben weitere Hochschulen dazu.

"In den vergangenen Monaten hat sich die Arbeits- und Funktionsweise der Social-Media-Plattform stark verändert", erklärte die Sprecherin der Universität Potsdam, Silke Engel, den Schritt. Der Algorithmus auf X greife umfassend in die Verteilung von Informationen ein, lenke Diskussionen und verhindere einen freien Austausch, sagte Engel.

"Außerdem hat – unter dem Deckmantel vermeintlicher Meinungsfreiheit – der Verzicht auf jede Moderation Hass, Desinformation und Manipulation Tür und Tor geöffnet."


quelle: golem.de