Allianz-Chef will am ersten Krankheitstag keinen Lohn zahlen

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Allianz-Chef will am ersten Krankheitstag keinen Lohn zahlen
Ein Vorschlag des Allianz-Vorstandsvorsitzenden Oliver Bäte sieht vor, dass Arbeitnehmer am ersten Krankheitstag keine Lohnfortzahlung erhalten.

Andreas Donath
7. Januar 2025, 7:49 Uhr

In der Debatte um die Zukunft der Krankenversicherung in Deutschland hat der Allianz-Vorstandsvorsitzende Oliver Bäte die Wiedereinführung des Karenztages vorgeschlagen. Damit würden Arbeitnehmer die Kosten für den ersten Krankheitstag selbst tragen, sagte er dem Handelsblatt.

Bäte stützt seine Argumentation auf Statistiken, die zeigten, dass deutsche Arbeitnehmer durchschnittlich 20 Krankheitstage pro Jahr verzeichneten, während der EU-Durchschnitt bei acht Tagen liege. Die finanziellen Auswirkungen seien erheblich: Arbeitgeber zahlten jährlich 77 Milliarden Euro an Gehältern für kranke Mitarbeiter, zusätzlich zu 19 Milliarden Euro von den Krankenkassen.


Kritik der Gewerkschaften

Die Reaktionen auf den Vorschlag fielen überwiegend negativ aus. DGB-Vorstandsmitglied Anja Piel bezeichnete die Initiative als "zutiefst ungerecht" und warnte vor den Folgen einer solchen Regelung. Bereits jetzt erschienen viele Menschen krank zur Arbeit, was nicht nur gesundheitliche Risiken berge, sondern auch zu erhöhten wirtschaftlichen Folgekosten führe.

IG-Metall-Vorstandsmitglied Hans-Jürgen Urban sagte der Zeit, nicht Einschränkungen bei der Lohnfortzahlung, sondern verbesserte Arbeitsbedingungen seien der Schlüssel zu einer gesunden Wirtschaft.

Die Debatte wirft grundlegende Fragen zur Zukunft des deutschen Sozialstaats auf. In Deutschland wurde der Karenztag in den 1970er Jahren abgeschafft, in einigen europäischen Ländern gibt es ihn noch.


quelle: golem.de