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Wie Autodiebe die Fahrzeugtechnik ausnutzen
Eine seit vielen Jahren bekannte Sicherheitslücke sowie Fahrzeugtechnik verhelfen Autodieben zum Erfolg. Die Hersteller wissen das.
Ulrich Hottelet
veröffentlicht am 17. Dezember 2024, 12:30 Uhr
Moderne Fahrzeugtechnologien, insbesondere Keyless-Systeme, weisen erhebliche Sicherheitslücken auf, die Autodiebe mit digitalen Methoden gezielt ausnutzen können. Trotz der bekannten Schwachstellen reagieren die Autohersteller nur zögerlich, wodurch die Verantwortung für den Schutz oft auf die Autobesitzer abgewälzt wird. Wir erklären, welche Methoden häufig genutzt werden und welche Maßnahmen dagegen helfen.
Die Zahl der Autodiebstähle in Deutschland ist laut dem Bundeslagebild Kfz-Kriminalität 2023 (pdf) des Bundeskriminalamts um 9 Prozent gestiegen. Demnach wurden im vergangenen Jahr 15.924 Pkw gestohlen. Auch digitale Mittel werden zum Autoklau eingesetzt.
Vor allem organisierte Banden nutzen gezielt die Fahrzeugtechnik aus. Auch Elektroautos sind zunehmend gefährdet.
Wenn Fahrzeuge entwendet werden, bleiben die jeweiligen Modi Operandi logischerweise meist unbekannt. Daher gibt es zu den einzelnen Methoden keine Statistiken, wie das BKA auf Anfrage von Golem.de mitteilte. Kenntnisse über Methoden und technische Hilfsmittel können nur durch Untersuchungen wieder aufgefundener Autos, Sicherstellungen von Tools, die Berücksichtigung der Tatumstände und Geständnissen von Tätern gewonnen werden.
"Technisch relativ simpel": Funkstreckenverlängerer
Die wohl am weitesten verbreitete Methode sind sogenannte Funkstreckenverlängerer, mit denen man Fahrzeuge mit Keyless-Schließsystemen über eine größere Distanz öffnen kann. "Technisch ist das relativ simpel. Man muss keine Verschlüsselung brechen. Hobbykenntnisse im Löten reichen aus. Die Bauteile für die nötigen Geräte kann man in Elektronikgeschäften kaufen und ohne viel Aufwand zusammenbauen. Mit einem Gerätepaar lässt sich ein Auto in zwei Minuten knacken", sagt Arnulf Thiemel, technischer Redakteur beim ADAC.
Denn Kfz, mittlerweile nicht nur teure Modelle, sind mit dem Keyless- beziehungsweise Keyless-entry-System ausgestattet, das den Zugang zum Fahrzeug und die Inbetriebnahme ermöglicht, ohne dass man den Schlüssel in die Hand nehmen muss. Das Mitführen des mit einem Chip versehenen Schlüssels reicht aus.
Im Fahrzeug installierte Antennen kommunizieren mit ihm, sobald man sich auf circa 1,5 Meter nähert, wobei in Versuchen mitunter vom Schlüssel ausgestrahlte Signale aus bis zu 10 Metern Entfernung aufgefangen wurden. Die Türen entriegeln sich und der Motor lässt sich per Knopfdruck starten. Hat der Fahrer das Auto abgestellt und sich entfernt, befindet sich der Schlüssel außerhalb der Kommunikationsreichweite. Das Fahrzeug verschließt sich von selbst oder nach Druck auf den Türgriff.
Der Schlüssel sollte nicht an der Wohnungstür liegen
Die Täter fangen das Signal des abgestellten Autos auf und verlängern es. Dabei kann einer neben dem Wagen stehen, der auf dem Stellplatz neben einem Privathaus geparkt ist, und das Signal an einen zweiten Täter verlängern. Der platziert sich mit einem Gerät neben der Hauswand und nimmt es damit entgegen. Das Signal spielt dabei quasi Auto, so dass es Richtung Autoschlüssel abstrahlt. Dieser liegt nachts oft nahe der Wohnungstüre, empfängt das Signal und antwortet direkt ans Auto. Das Signal wird auf einer anderen Frequenz weitergesendet und so die Reichweite des Signals erheblich verlängert, laut BKA bis zu etwa 40 Metern.
Sender und Empfänger dieser Relais-Attacke enthalten einen Chip mit Antenne. Mit dem Funkstreckenverlängerer, der ungefähr so groß wie eine Zigarrenkiste ist, wird das Signal des Fahrzeugs, das ständig im Umkreis von zwei Metern sendet, in die Nähe des Schlüssels übertragen. Der Dieb, der am Auto steht, kann es nun öffnen und starten. Im Kfz ist das Keyless-System ebenso wie Empfänger für Funkschlüssel meist in das Zentralsteuerungsgerät integriert.
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Eine seit vielen Jahren bekannte Sicherheitslücke sowie Fahrzeugtechnik verhelfen Autodieben zum Erfolg. Die Hersteller wissen das.
Ulrich Hottelet
veröffentlicht am 17. Dezember 2024, 12:30 Uhr
Moderne Fahrzeugtechnologien, insbesondere Keyless-Systeme, weisen erhebliche Sicherheitslücken auf, die Autodiebe mit digitalen Methoden gezielt ausnutzen können. Trotz der bekannten Schwachstellen reagieren die Autohersteller nur zögerlich, wodurch die Verantwortung für den Schutz oft auf die Autobesitzer abgewälzt wird. Wir erklären, welche Methoden häufig genutzt werden und welche Maßnahmen dagegen helfen.
Die Zahl der Autodiebstähle in Deutschland ist laut dem Bundeslagebild Kfz-Kriminalität 2023 (pdf) des Bundeskriminalamts um 9 Prozent gestiegen. Demnach wurden im vergangenen Jahr 15.924 Pkw gestohlen. Auch digitale Mittel werden zum Autoklau eingesetzt.
Vor allem organisierte Banden nutzen gezielt die Fahrzeugtechnik aus. Auch Elektroautos sind zunehmend gefährdet.
Wenn Fahrzeuge entwendet werden, bleiben die jeweiligen Modi Operandi logischerweise meist unbekannt. Daher gibt es zu den einzelnen Methoden keine Statistiken, wie das BKA auf Anfrage von Golem.de mitteilte. Kenntnisse über Methoden und technische Hilfsmittel können nur durch Untersuchungen wieder aufgefundener Autos, Sicherstellungen von Tools, die Berücksichtigung der Tatumstände und Geständnissen von Tätern gewonnen werden.
"Technisch relativ simpel": Funkstreckenverlängerer
Die wohl am weitesten verbreitete Methode sind sogenannte Funkstreckenverlängerer, mit denen man Fahrzeuge mit Keyless-Schließsystemen über eine größere Distanz öffnen kann. "Technisch ist das relativ simpel. Man muss keine Verschlüsselung brechen. Hobbykenntnisse im Löten reichen aus. Die Bauteile für die nötigen Geräte kann man in Elektronikgeschäften kaufen und ohne viel Aufwand zusammenbauen. Mit einem Gerätepaar lässt sich ein Auto in zwei Minuten knacken", sagt Arnulf Thiemel, technischer Redakteur beim ADAC.
Denn Kfz, mittlerweile nicht nur teure Modelle, sind mit dem Keyless- beziehungsweise Keyless-entry-System ausgestattet, das den Zugang zum Fahrzeug und die Inbetriebnahme ermöglicht, ohne dass man den Schlüssel in die Hand nehmen muss. Das Mitführen des mit einem Chip versehenen Schlüssels reicht aus.
Im Fahrzeug installierte Antennen kommunizieren mit ihm, sobald man sich auf circa 1,5 Meter nähert, wobei in Versuchen mitunter vom Schlüssel ausgestrahlte Signale aus bis zu 10 Metern Entfernung aufgefangen wurden. Die Türen entriegeln sich und der Motor lässt sich per Knopfdruck starten. Hat der Fahrer das Auto abgestellt und sich entfernt, befindet sich der Schlüssel außerhalb der Kommunikationsreichweite. Das Fahrzeug verschließt sich von selbst oder nach Druck auf den Türgriff.
Der Schlüssel sollte nicht an der Wohnungstür liegen
Die Täter fangen das Signal des abgestellten Autos auf und verlängern es. Dabei kann einer neben dem Wagen stehen, der auf dem Stellplatz neben einem Privathaus geparkt ist, und das Signal an einen zweiten Täter verlängern. Der platziert sich mit einem Gerät neben der Hauswand und nimmt es damit entgegen. Das Signal spielt dabei quasi Auto, so dass es Richtung Autoschlüssel abstrahlt. Dieser liegt nachts oft nahe der Wohnungstüre, empfängt das Signal und antwortet direkt ans Auto. Das Signal wird auf einer anderen Frequenz weitergesendet und so die Reichweite des Signals erheblich verlängert, laut BKA bis zu etwa 40 Metern.
Sender und Empfänger dieser Relais-Attacke enthalten einen Chip mit Antenne. Mit dem Funkstreckenverlängerer, der ungefähr so groß wie eine Zigarrenkiste ist, wird das Signal des Fahrzeugs, das ständig im Umkreis von zwei Metern sendet, in die Nähe des Schlüssels übertragen. Der Dieb, der am Auto steht, kann es nun öffnen und starten. Im Kfz ist das Keyless-System ebenso wie Empfänger für Funkschlüssel meist in das Zentralsteuerungsgerät integriert.
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