Hören Smartphones alles mit? Neue Beweise sprechen dafür

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Hören Smartphones alles mit? Neue Beweise sprechen dafür
Von Laura Pippig
Redakteurin, PC-WELT 6.9.2024 10:17 Uhr


Journalisten entdecken eine geheime Abhörtechnik in Smartphones, die für personalisierte Werbung genutzt werden kann. Was steckt dahinter?

Vielen Menschen dürfte vielleicht bereits aufgefallen sein, dass Smartphones mehr hören, als sie zunächst den Anschein erwecken. Wer sich etwa mit einem Kollegen lauthals über neue Uhren unterhält, bekommt vielleicht bald eine entsprechende Werbung auf Instagram geschaltet. Doch ist das überhaupt erlaubt?

Eigentlich nicht, denn Smartphones dürfen uns zu Werbezwecken nicht belauschen. Daher gibt es auch keine offiziellen Informationen zur Frage, ob sie dazu in der Lage sind. Zumindest bis jetzt, denn Journalisten des Verbands 404 Media haben Beweise dafür gefunden, dass Unternehmen wie Amazon oder Google durchaus die Möglichkeit haben, alles mitzuhören.


Active Listening

Konkret geht es im Enthüllungsbericht um das Unternehmen Cox Media Group (CMG), das eine Technologie namens “Active Listening” anbietet. Dabei handelt es sich um Tool, das sämtliche Gespräche in der Nähe von Smartphone-Mikrofonen aufgezeichnet, analysiert und in Werbevorschläge umwandelt.

CMG preist diesen Service groß an und hat in der Vergangenheit nachweislich bereits mit Facebook, Amazon, Google oder Microsoft gearbeitet. Es wird angedeutet, dass diese Unternehmen entweder das Angebot nutzten oder zumindest davon wussten, dass es existiert.


Nicht nur Smartphones

Tatsächlich bezieht sich die Technologie nicht nur auf die Mikrofone von Smartphones. Auch andere smarte Geräte wie Smart-TVs oder Smart-Speaker benutzen Stimmerkennung und können daher zum Active Listening genutzt werden. Ohne das Wissen oder Einverständnis der Besitzer.

Normalerweise würde die Stimmerkennung nur dann aktiviert werden, wenn man bestimmte Stichwörter wie “Alexa” oder “Hey Google” ausspricht. Doch das ständige Mithören, das hier beschrieben wird, hätte tiefgreifende Folgen für die eigene Privatsphäre und auch unser Konsumverhalten, das maßgeblich von Werbung beeinflusst wird.


Unternehmen dementieren Teilnahme

Die Webseite Mashable fragte bei Unternehmen wie Meta an, ob ihnen CMGs “Active Listening”-Programm bekannt sei oder sie dieses aktiv genutzt haben. Ein Sprecher erklärte, dass dies nicht der Fall sei. Ebenso dementieren Amazon, Google und Microsoft, jemals etwas Derartiges genutzt zu haben.

Fakt ist aber: Die Möglichkeit besteht, und das allein kann bedeuten, dass einige Firmen sie bereits nutzen. Daten über mögliche Käufer aus erster Hand zu erhalten ist wertvoller denn je geworden, und das Werbegeschäft kann ohne gezieltes Targeting nicht so sehr wachsen, wie es aktuell der Fall ist.

Zudem ist in der Vergangenheit bereits bekannt geworden, dass Unternehmen bereit sind, die Grenzen des Erlaubten zumindest auszudehnen. Beispielsweise kann Amazon Alexa Aufnahmen speichern und zur Weiterverarbeitung an Amazon schicken, anstatt sie wie eigentlich gedacht direkt zu löschen.

Lesetipp: 5 Wege, um Amazon Alexa zum Schweigen zu bringen


Wie kann man sich schützen?

Aktuell ist davon auszugehen, dass das Smartphone eingeschaltet sein muss, um mitzuhören. Außerdem müssen Sie sich in der Nähe des Mikrofons befinden, damit das Gesprochene auch deutlich aufgenommen werden kann.

Daher können Sie vorsichtshalber darauf achten, wie oft ihr Handy beim Essen, Spazieren oder auf der Couch in direkter Nähe, also etwa auf dem Tisch oder in der Hosentasche ist. Sorgen Sie dafür, dass Ihr Smartphone auch einmal ausgeschaltet ist und gewöhnen Sie sich daran, es nicht immer griffbereit zu haben. Das hat auch noch mehr Vorteile als den Schutz der Privatsphäre.


quelle: pcwelt.de